Der Kölner Infektiologe Prof. Matthias Schrappe, der von 2007 bis 2011 stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit war, hat die Fokussierung der Bundeskanzlerin auf die Inzidenzwerte in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ scharf kritisiert. Zusätzlich müssten andere Werte einbezogen werden. Den aktuellen „Stufenplan“ der Regierung nennt er ein „Armutszeugnis“. Insbesondere moniert er, dass geimpfte Bewohner von Altersheimen immer noch grundlos isoliert werden. Den Lockdown hält er generell für eine ungeeignete Maßnahme zur Eindämmung des Virus. Von den Schnelltests erwartet er, dass sie ähnlich ablaufen werden wie Markus Söders Autobahntests im vergangenen Sommer: „Wir werden hauptsächlich damit beschäftigt sein, die falsch negativen und die falsch positiven Ergebnisse herauszusortieren.“
Insgesamt wirft er der Politik vor, ständig in die „Befürchtungsfalle“ zu tappen, „statt sich einen klaren Blick zu verschaffen.“
Der Vorsitzende und wissenschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Prof. Dr. Ingo Hahn, äußert sich dazu wie folgt:
„Der langjährige Berater der Bundesregierung Prof. Schrappe hat der Bundeskanzlerin bereits attestiert, lernresistent und im ‚Kuba-Syndrom‘ befangen zu sein, d.h. sich prinzipiell nur mit gleichgesinnten Personen zu umgeben. Dieser Tunnelblick kennzeichnet neben Merkel auch Söder und Spahn als Hauptverantwortliche der Corona-Politik.
Erneut liest der streitbare Fachmann Bundes- und Staatsregierung die Leviten: Den Stufenplan nennt er aus epidemiologischer Sicht ein ‚Armutszeugnis‘, da er keine wissenschaftlich fundierten Öffnungsschritte enthalte. Es sei inhuman, hochbetagte Senioren auch nach ihrer Impfung noch einzusperren. Schwerkranke Patienten würden aufgrund irrationaler Verbote nicht angemessen gepflegt; bereits immunisierten Personen, die andere nicht mehr anstecken könnten, und jungen Menschen, für die ohnehin keine große Gefahr bestehe, würden noch immer die Grundrechte verweigert.
Da die Regierenden unwillig oder unfähig sind, differenzierte Methoden anzuwenden und z.B. einzelne Infektionsherde zu identifizieren, verordnen sie der gesamten Gesellschaft einen totalen Lockdown, mit dem man bloß vorübergehend eine Verbesserung der Zahlen erreichen kann – ohne Rücksicht auf die Schäden, die daraus resultieren. Dies alles geschieht aufgrund der wirklichkeitsfremden Fixierung auf den Inzidenzwert, dessen politische Aufladung Schrappe zu Recht als Skandal bezeichnet.
Ich fordere die Staatsregierung auf, sich endlich von ihrem Kuba-Syndrom zu befreien und diese fundierte Kritik eines ausgewiesenen Experten ernst zu nehmen! Es darf nicht länger hingenommen werden, dass die gesamte Gesellschaft zu leiden hat und ganze Generationen geschädigt werden, weil Merkel und Söder sich rationaler Erkenntnisse hartnäckig verweigern.“